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Weltschmerz

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Rinnegard's avatar
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Er kommt über mich, sobald ich meine Augen schließe, schleicht sich ein in meine Gedanken, sobald sich Stille um mich legt. Wie ein dunkler Schatten folgt er mir auf Schritt und Tritt, unbemerkt, unverstanden, ignoriert von all den Anderen. Und doch ... Und doch sind gerade sie es, aus dessen Handeln er entspringt, an deren Leichtlebigkeit, Gewissenlosigkeit und Liederlichkeit er sich labt und gütlich tut. Denn wir Menschen sind nicht vollkommen, waren es nie, werden es wohl nie sein.

Betrogen in unserem Glauben von Überlegenheit und Kultiviertheit, sind wir letztendlich doch nur bedauernswerte Geschöpfe, Opfer unserer Triebe und Launen. In unserem Hochmut glauben wir, sie gezähmt zu haben, diese leise Stimme, diesen gemeinen Verführer, nur um immer wieder Zeuge davon zu werden, wie sehr wir uns irren. Denn wie kein anderer vermag sie uns zu bezirzen, unsere Moral und unseren Verstand außer Kraft zu setzen und uns zu gar abscheulichem anzutreiben, auf dass wir einander – gar uns selbst – nicht wiedererkennen! Die Geschichte kann es bezeugen, der Alltag es nur bestätigen – wir sind gefährdet, bloß einen Schicksalsschlag, einen Umsturz der Ordnung ... einen lasziven Blick von der Barberei entfernt.

Wir Menschen sind unvollkommen, waren es immer, werden es wohl immer sein. Und auch, wenn ich ihn immer und immer wieder abzuschütteln versuche, vermag ich mich dieses Schmerzes nicht vollends zu entziehen. Er bereitet mir Kummer und lässt mein Herz sich verkrampfen und doch will ich, dass auch andere ihm nicht entgehen. Niemand soll ihm entkommen und die Welt, die ihn einst zeugte und nährt, soll daran vergehen.
Bloß ein kleiner Gedankenerguss, zu dem ich heute Vormittag inspiriert wurde. 

Auch wenn es sich vielleicht ein bisschen sehr hart und verbittert liest - ganz so schlimm steht es um mich noch nicht. ;)
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